Es verging einige Zeit seit der letzten Begegnung der Königin mit dem Reichsprotektor Ioannes Kourkouas. Selbiger hatte es ihr seit ihrer ersten Begegnung und besonders auch nach ihrem gemeinsamen Mahl vor Kurzem ungemein angetan. Am Hofe, so befand sie, gab es keinen attraktiveren Mann und der Königin gelüstete es nach langer Zeit wieder nach einigen Augenblicken der Freude und der leidenschaftlichen, körperlichen Innigkeit. Sie hatte also eine Sehnsucht nach all jenen Dingen, die ihr ihr Gemahl Aschot nicht geben konnte, und der es wohl niemals verstehen würde, eine Frau in ihren Bedürfnissen zu befriedigen, was ja auch kein Wunder war, wenn man sich nur immerzu mit anspruchslosen Huren umgab. Die Beziehung zwischen ihr und ihrem Gemahl hatte sich wesentlich verschlechtert und es reichte Thekla gehörig, dass Aschot sich - neben seinen unzähligen außerehelichen Eskapaden - immer öfters wie ein ungehobelter Idiot, auch ihr gegenüber, benahm. Wenn sich also ihr Gemahl am Ende solchen Annehmlichkeiten mit Huren und dergleichen für sich widmen konnte, dann könnte sie sich wohl zur Abwechslung auch einmal mit einem richtigen Mann vergnügen.
Bei ihrem letzten Treffen mit Kourkouas hatte sie ihm eine eindeutige
Nachricht zukommen lassen, die ihn heute hierher, in ihre Gemächer, führen sollte. König Aschot war wieder mal mit seinen Höflingen zu einer "Jagd" aufgebrochen, aber solche Veranstaltungen konnten sich, wie üblich, bis in die Nacht oder gar den nächsten Morgen hinziehen; es waren eher Vergnügungstouren mit Sauferei und Hurerei und allem, was dazu gehörte, was aber trotzdem unter dem Titel "Jagd" ablief. Aber heute würden diese Unternehmungen ihres Gemahls sie nicht verärgern, sondern ganz im Gegenteil: Heute würde Königin Theklen während der Abwesenheit ihres Gemahls genügend Zeit haben, um sich mit Ioannes Kourkouas, nach dem sie sich schon besonders sehnte, zu vergnügen. Sie war sich sicher, dass besagter Protektor ihrem weiblichen Charme und ihren Reizen hoffnungslos erlegen war; einen solchen Eindruck hatte er zumindest jedes Mal auf sie gemacht, wenn sie am Hofe auf ihn traf. Er würde also sicherlich kommen und hätte als rhomäischer Befehlshaber und insgeheimer Regent Armeniens auch die Möglichkeiten und Mittel dazu, der Bitte der Königin diskret nachzukommen.
In Vorfreude auf dieses Wiedersehen bereitete sich Thekla vor: Sie nahm ein warmes Bad, ließ sich ihr langes, volles Haar bürsten und legte - nach einer Massage durch ihre Dienerinnen -, über ihr Untergewand ein schönes leichtes Kleid an, welches man ganz nach Belieben und blitzschnell öffnen konnte, um sich seiner zu entledigen, wenn der Bedarf, unbekleidet zu sein, eintreten sollte. Und mit einem solchen Bedarf würde sie heute ganz sicher rechnen. Ungeduldig erwartete sie sodann die Ankunft des Kourkouas in ihren Gemächern.